Wie Sie sicherlich schon wissen, mag ich überraschende Begegnungen zwischen fremden Menschen. Was mir an solchen Begegnungen so sehr gefällt: Für einen kurzen Moment besteht eine Beziehung. Aber was ist es für eine Beziehung? Nun ja, das haben der fremde Mensch und ich ja in der Hand. Ich tue in solchen Situationen oft so, als würde ich den Menschen schon lange kennen. So wird der Alltag manchmal ziemlich lustig.
Der Handschuhmann
Ich saß in der U-Bahn und weil es angenehm kalt war, trug ich Mütze und Handschuhe. Ein alter Herr mit Walkingstöcken stieg ein und setzte sich neben mich auf einen freien Platz. Nach zwei Haltestellen sagte er: „Na, da sind wir ja jetzt schon zu zweit mit den Handschuhen.“
Ich schaute zu ihm und richtig, auch er trug Handschuhe, alle anderen in der U-Bahn jedoch nicht. Ich lachte und sagte, dass es noch dünne Handschuhe seien – Handschuhe für den Herbst – und ich fragte ihn, ob er auch sonst schon auf Winterkleidung umgestiegen sei. Plötzlich befanden wir uns in einem wunderbar lustigen Gespräch darüber, wie viele verschiede Stufen wir bei Wintersachen haben.
Bei Mützen hatte der alte Herr z.B. drei Stufen. Seine Schirmmütze sei Stufe 1, dann habe er eine dünne und eine dicke Wintermütze. Die dicke würde er jedoch wegen des großen Logos nicht mögen. Er mochte es nicht, als Werbefläche rumzulaufen. Aber was sollte er machen, wenn es kalt ist …? Bei den Schuhen hatte er zwei Stufen. Dicke Winterstiefel wollte er nicht tragen. Hosen: zwei Stufen. Jacke: drei Stufen. Und sein Schal? Darüber sprachen wir nicht, denn er wechselte plötzlich das Thema:
„Ich mache jetzt etwas ganz Verrücktes. Ich gehe auf so einen Trimmdich!“
Dann stand er auf, klopfte mir leicht auf den Arm und verabschiedete sich mit den Worten „War schön, dass wir ein paar Sätze gesprochen haben…“ und stieg aus. Ich fuhr weiter und ging im Kopf meine Stufen bei den Wintersachen durch.